IRODIMA baut New-Food-Gruppe auf

Aus: Lebensmittelzeitung vom 23. August 2024


Holding bündelt mehrere Plant-based-Marken – Fleisch-Fabrik für vegane Produktion umgebaut – Breitere Listungen im Lebensmittelhandel angestrebt

Bahn frei: In Bamberg produziert Irodima Pizzaböden aus Karotten- und Rote-Bete-Trester. Unter anderem werden auch Tortilla-Wraps am neuen Produktionsstandort hergestellt.

 

Veggie-Pionier Friedrich Büse bringt sein jüngstes Unternehmen Irodima in Position. Mit neu ent-wickelten Teigwaren will er das Geschäft im Handel ausbauen. Zudem holt er einen weiteren Gesellschafter an Bord.


Die Irodima Holding hat vor Kurzem das Startup Beetgold von der Hochland-Gruppe übernommen – und die Produktion, die ursprünglich beim Allgäuer Käseriesen angesiedelt war, nach Bamberg an den Sitz der Holding verlegt. In der umgebauten ehemaligen Fleischwarenfabrik Anton Fischer ist die Herstellung der veganen Beetgold-Produkte angelaufen. In die Startup-Übernahme und den Umbau des Werks mit einer Gesamtfläche von rund 2 800 Quadratmetern hat Irodima nach Angaben von Friedrich Büse bisher rund 7 Mio. Euro investiert. Büse hat Irodima vor einem Jahr gegründet und führt die Geschäfte.

 

Beetgold hat sich auf Produkte aus Gemüsetrester spezialisiert. Das sind die Reste, die beim Pressen von Gemüsesaft übrigbleiben. Der Rohstoff wird entweder entsorgt oder als Tierfutter verwendet – Beetgold verwandelt ihn in ein Lebensmittel. „Die Trester werden speziell gereinigt und anstelle von herkömmlichem Weizenmehl zur Herstellung von Teigwaren wie Tortillas verwendet“, erklärt Büse das Upcycling. Er gilt als Pionier in der Branche der alternativen Proteine und war 2015 Mitgründer von Endori, einem Hersteller von Fleischersatz aus Erbsen.

Inzwischen gehört Endori zu Pfeifer & Langen – und Büse konzentriert sich auf sein neues Unternehmen. Der Geschäftsführer plant den Aufbau einer New-Food-Gruppe und will weitere Startups in der Holding bündeln. Verschiedene Verhandlungen würden laufen. „Ende des Jahres werden wir nicht nur mit der Marke Beetgold, sondern mit zwei weiteren Marken an den Handel herantreten“, kündigt er an. In welchen Plant-based-Kategorien die Startups und ihre Marken zu Hause sind, verrät er noch nicht.

 

Im Bereich der Ersatzprodukte setzen verschiedene Unternehmen auf die Strategie, Hersteller unter ihrem Dach zu bündeln. Pfeifer & Langen besitzt neben Endori seit Kurzem auch die Mehrheit von 85 Prozent an Rügenwalder Mühle, dem Marktführer bei den Fleischalternativen. Livekindly Collective bündelt international mehrere Plant-based-Produzenten und stellt die Fleischersatzmarke Like her, die Rügenwalder auf Platz zwei im deutschen Markt folgt. „Fleischalternativen wird es von Beetgold nicht geben“, so Büse. Allerdings baue Irodima das Sortiment der Marke gegenwärtig aus. „Wir positionieren Beetgold neu.“

 

Derzeit ist das Startup – für das Hochland keine Zahlen offengelegt hat – mit wenigen Produkten vor allem im Bio-Fachhandel vertreten, etwa bei Alnatura. Zur Neupositionierung gehört es laut Büse, mit Beetgold neue Kunden im klassischen Lebensmittelhandel und im Discount zu gewinnen.

Die Gespräche mit dem Handel sollen im vierten Quartal starten. Zwölf Beetgold-Produkte, davon neun Neuheiten, stelle Irodima dem Handel vor. „Wir entwickeln weitere Produkte, mit denen wir aber dem Thema Teig treu bleiben“, sagt Büse. Alle haben nach Unternehmensangaben Bio-Qualität und einen Gemüseanteil von bis zu 98 Prozent. Neben Gemüsetrester werden künftig auch Obsttrester, Pilze und fermentiertes Gemüse verarbeitet. Die klassische Fermentation reichere die Produkte durch natürliche Gärung mit Vitaminen und Mineralstoffen an. Vegane Produkte würden oft als zu nährstoffarm kritisiert, so Büse.

 

Im kommenden Jahr will Irodima 20 bis 25 Mio. Euro investieren und unter anderem einen zweiten Standort in Bamberg kaufen. Um die Finanzierung nicht alleine stemmen zu müssen, holt der Geschäftsführer Gesellschafter an Bord. Nachdem Hochland bereits mit einem Anteil von 2 Prozent eingestiegen ist, steht nun ein weiterer Investor fest. „Der Obst- und Gemüsehändler Denscheilmann und Wellein wird Mitgesellschafter und strategischer Partner“, sagt Büse.

Das Bamberger Familienunternehmen wird nach seinen Angaben 25 Prozent an Irodima halten, die Konfektionierung für Beetgold übernehmen und einen Teil des Handels beliefern. Dabei gehe es nicht nur um den deutschen Markt. „Wir wollen mit Beetgold auch in Frankreich, Italien, Portugal und Großbritannien durchstarten.“ 

Andrea Adelhardt/lz 34-24

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